
Oh nein, da stehen sie schon wieder mit ihrem Klemmbrett und Stift. Für was sammeln sie denn jetzt schon wieder Unterschriften? Nur schnell versuchen vorbeizuschleichen, zur Seite schauen, ignorieren. Gegen Gentechnik? Was interessiert mich das denn? Ich muss noch schnell einkaufen, bin eh schon viel zu spät dran nach diesem anstrengenden Arbeitstag. Habe ich zuhause noch genug Brot?
Bis vor noch nicht allzu langer Zeit habe ich so gedacht. Hätte die Frage mit nein beantwortet, die der junge Mann mit den Flyern in der Hand mir stellt, als ich vollgepackt mit zwei schweren Einkaufstüten wieder aus dem Supermarkt haste: „Interessieren Sie sich nicht dafür, woher unser Essen kommt?“
Wieso soll ich mich dafür interessieren? Dafür ist doch der Staat zuständig. Ist doch alles geregelt und kontrolliert. Hauptsache es schmeckt und ist billig. Es wird doch für alles geschaut. Die Grenzwerte für Pflanzenschutzmittel und andere Stoffe in unseren Lebensmitteln sind doch gesetzlich so festgelegt, dass es uns nicht schadet, genauso wie auch bei den Grenzwerten für Mobilfunkstrahlung und den Inhaltsstoffen in Kosmetika. Ich habe nicht die geringste Lust, mich mit diesen unbequemen Themen auseinanderzusetzen. Und für Politik mit all diesen anstrengenden Initiativen hab ich schlicht keine Zeit.
Doch irgendwann ist die Schmerzgrenze erreicht. Irgendwann sind die Grenzwerte im Körper für Schwermetalle und andere Umweltgifte überschritten. Dann zeigt sich die eine oder andere Krankheit. Auch dann kann man natürlich weiter in seinem Hamsterrad bleiben, kann die Schmerzen und Beschwerden unterdrücken, dafür werden uns ja von der Pharmaindustrie so viele geeignete Mittel zur Auswahl angeboten. – Oder man kann anfangen, sich selber zu informieren, so wie ich es tat. Denn es ist ganz und gar nicht für alles geschaut. Nur wir wollen so vieles nicht sehen – bis es uns selber ans „Lebendige“ geht.

Haben Sie gewusst, dass
- Der Grenzwert für Uran im Trinkwasser 2004 noch 2 Mikrogramm pro Liter betrug und von der WHO schrittweise auf inzwischen 30 Mikrogramm/l angehoben wurde? (1)
- Die Konzentrationen künstlicher Süßstoffe im Abwasser schon so hoch und so weit verbreitet sind, dass die Chemiker sie als Hilfsmittel benutzen, um den Weg von geklärten Abwässern zu verfolgen? (2)
- In der Schweiz zwar keine gentechnisch veränderten Pflanzen erzeugt werden dürfen, doch deren Import für die Verwendung in Lebensmitteln und in Futtermitteln gestattet, und die Deklaration von GVO unter einem Grenzwert von 0,9 Massenprozent sowieso nicht zwingend ist, auch nicht für Bio-Fleisch? Es werden eine Sojasorte, drei Maissorten, Maiskleber, Maiskleberfutter, Maisspindelmehl, Sojaextraktionsschrot und Sojakuchen importiert. (3) (4)
- Es im Unterschied zu anderen Schadstoffen bei krebserregenden und erbverändernden Substanzen keine minimale Dosis gibt, die sicher wäre?
- Im Urin von Menschen (Land- und Stadtbewohnern, Fleischessern und Veganerinnen) – bereits teilweise mehr Glyphosat pro Liter festgestellt wurde, als der Trinkwasser-Grenzwert (0,1 Mikrogramm pro Liter) für das Pestizid beträgt? (5)
- Vertreter der Pestizidindustrie, zum Beispiel von Bayer und von BASF, Mitglieder sind in der BfR (Bundesamt für Risikobewertung)-Kommission für Pflanzenschutzmittel? (6)
- Eine Frau, welche täglich Gesichts-Makeup verwendet, im Laufe der Zeit tatsächlich bis zu fünf Kilo an Chemikalien absorbiert wie Schwermetalle, giftige Farbstoffe, Silikone, Mineralöle, Parabene? (7)
- Fluorid gar keinen Schutz vor Karies bietet, sondern das Mundmilieu nachhaltig stört? Bereits 0,5 mg – also weniger als die zahnärztlich empfohlene Dosis – führen zur Hemmung lebenswichtiger Enzyme und haben somit gravierende Auswirkungen auf das Mund- und Magen-Darm-Milieu und auf den gesunden Stoffwechsel. (8)

In den Massenmedien ist über solche Themen wenig zu hören und zu lesen (auf agrarinfo schon). Und es sind auch nur einige Beispiele; es gibt noch viel mehr. All das findet man nicht einfach so heraus, denn es wird uns nicht gesagt und sich damit auseinanderzusetzen ist unbequem. Erst wenn uns die eigene Gesundheit dazu zwingt, fangen wir an, genauer hinzuschauen, was wir da konsumieren und was wir durch unsere Einkäufe unterstützen.
Unsere Grenzen sind im Kopf. Wollen wir uns weiter selber limitieren oder endlich etwas tun?
Quellen und weiterführende Links:
- 1) Umweltinstitut.org: Radioaktivität im Trink- und Mineralwasser – Gefahr fürs Baby
- 2) TagesAnzeiger, 3. November 2010: “Noch nie war unser Trinkwasser so süss”
- 3) parlament.ch: GVO in Futter- und Lebensmitteln
- 4) Bundesamt für Landwirtschaft BLW: Zugelassene und tolerierte GVO als Futtermittel in der Schweiz
- 5) Schrot und Korn: Glyphosat – eine Spurensuche
- 6) Infosperber: WHO: Monsanto-Gift «wahrscheinlich krebserregend»
- 7) Environmental Defence Toronto, Ontario, May 2011: Heavy Metal Hazard – The Health Risks of Hidden Heavy Metals in Face Makeup
- 8) Heinz Knieriemen: Kosmetik-Inhaltsstoffe von A–Z


