Endspurt: Die „Initiative für Ernährungssouveränität – Landwirtschaft betrifft uns alle!“ ist auf der Zielgeraden
Ulrike Minkner, Biobäuerin und Mitinitiantin der Initiative
Uniterre hat die Initiative zur Ernährungssouveränität in die öffentliche Debatte eingebracht, damit wir uns bei diesen wichtigen Fragen rund um unsere Ernährung und Landwirtschaft am politischen Entscheidungsprozess beteiligen können.
Wir wollen verantwortungsvoll und solidarisch auf die grossen Herausforderungen reagieren können und mit einer Ergänzung in der Verfassung erreichen, dass die Sorgen und Forderungen der Bevölkerung endlich ernst genommen werden.
Ernährungssouveränität ist ein langes und eher kompliziert tönendes Wort.
Dabei geht es um sehr direkte und praktische Lösungen. Die Initiative zeigt konkrete Wege auf, wie aus einer Agrarpolitik eine Politik für nachhaltige und gesunde Ernährung entstehen könnte. Die Politiker in Bern schrauben im hektischen 4-Jahresrhythmus jeweils an einzelnen Schräubchen und verhindern damit eine Wende zu einem anderen Denken.
Die Initiative Ernährungssouveränität versucht die Agrarpolitik in der Schweiz in eine andere Richtung zu lenken.
Die Initiative will die einheimische Produktion stärken, ohne anderen Ländern damit zu schaden.
Unsere Herstellung von Lebensmitteln in der Schweiz, aber auch weltweit, wird von einem Wachstumswahn gesteuert. Das führt zu immer mehr sehr sinnlosen Transporten, immer mehr Exporten, aber auch zu mehr Importen, immer mehr Agrarrohstoffe werden hin und her gefahren, geflogen und verschifft. Grosse Agromultis erobern die Märkte und zerstören damit die jeweils regionalen Strukturen.
Womit schaden wir anderen Ländern? Wir schaden anderen Regionen z.B. indem wir massenweise Futtermittel, wie Soja, importieren. Dieses Soja wird in Monokulturen angebaut und ist in den Anbauländern meist einzig für den Export bestimmt. Davon profitieren nur die grossen Agrarmultis, die das Soja auf dem Weltmarkt absetzen. Die Bewohner und Bewohnerinnen dieser Regionen dagegen gehen leer aus, meist doppelt bestraft, weil ihnen ihr Land genommen wird und auf den Flächen nicht Nahrung für die eigene Bevölkerung angebaut wird. Auch das führt zu Landflucht und Migrationsbewegungen. Das Beispiel Futtermittelimporte zeigt auf, dass wir anderen Regionen schaden. Gleichzeitig kurbeln wir damit zum Beispiel auf dem heimischen Milchmarkt eine Überproduktion an. Damit ruinieren wir unsere eigene Landwirtschaft, denn wir sind nicht die einzigen in Europa die Milch produzieren. Deshalb gehört zum Versorgen auch die einheimische Futtermittelproduktion. Diese war in den letzten Jahren stark rückläufig und vernachlässigt. Die Initiative fordert u.a. eine einheimische Futtermittelproduktion.

Wir wollen wissen, woher unser Essen kommt, wie es hergestellt wurde.
Dafür braucht es Transparenz und eine eindeutige Deklaration der Lebensmittel.
Die primäre Aufgabe der Landwirtschaft ist die Versorgung der Bevölkerung mit gesunden Nahrungsmitteln. Dies unter Berücksichtigung der verfügbaren natürlichen Ressourcen im Land und im Einklang mit den Erwartungen der Bevölkerung. In einigen Sektoren, wie bei der Milch oder beim Fleisch, deckt die Schweizer Produktion den Bedarf (oder darüber hinaus), während wir in anderen Bereichen, z.B. bei Früchten, Geflügel oder Gemüse, stark von Importen abhängig sind.
Wir wollen eine bäuerliche lokale Landwirtschaft bevorzugen und hier eine vielfältige und GVO-freie Landwirtschaft erhalten. Wir wollen nicht auf Kosten von anderen Regionen und deren Bevölkerung leben und deshalb richten wir unsere Aufmerksamkeit auch auf die Agrarimporte und -Exporte, sowie auf Einkommensverhältnisse in der Landwirtschaft.
Der Weltagrarbericht bringt es mit dem Satz „Weiter wie bisher ist keine Option“ auf den Punkt.
Wir müssen die Fahrtrichtung ändern und umfassend umdenken, in vielerlei Hinsicht. Es geht um Wasser, Boden und Saatgut, es geht um ethische, moralische und soziale Werte, es geht um Handelsrechte, es geht um Gesetze und Normen und Transparenz – es geht um sehr viel! Wir schrauben deshalb nicht nur an einem Rädchen, sondern haben den Fokus auf das Ganze. Unsere Initiative für Ernährungssouveränität bietet die einzigartige Möglichkeit unsere Politik zu radikalen Änderungen aufzufordern und dies mit unserer aktiven Einmischung. Sie fordert einen Wechsel von einer Agrarpolitik hin zu einer Politik, die den Menschen, die Umwelt, die Natur und eine gesunde lokale Produktion von Lebensmitteln ins Zentrum rückt. Für eine sichere Ernährung braucht es den Blick über den Tellerrand, denn sie ist eine globale Herausforderung.
Dr. Hans Rudolf Herren (Präsident Stiftung Biovision, Welternährungspreisträger, Träger Alternativer Nobelpreis) ist Ehrenmitglied des Unterstützungskomitees. Er schreibt über seine Motivation dazu: „Ich unterstütze die Initiative weil sie ein Schritt zur Umsetzung des dringend notwendigen Kurswechsels zu einer ökologischen und sozial förderlichen Landwirtschaft ist. Die Wichtigkeit des Zuganges zu Saatgut, attraktive Beschäftigung in einer kleinbäuerlichen Landwirtschaft, sowie die kritische Haltung zur Gentechnik wurden bereits im von mir präsidierten Weltagrarbericht betont. Ich begrüsse es, dass die Initiative diese Themen in der Schweiz angehen will. Aber auch in Afrika und in UNO Gremien besteht Handlungsbedarf, dort werde ich mich mit der Stiftung Biovision weiterhin für diesen Kurswechsel einsetzen.“
Die aktuelle Agrarpolitik in Bern schafft keine Kehrtwende,
im Gegenteil sie vertieft die Gräben. Über 100’000 Unterschriften wurden bereits gesammelt. Fast haben wir es geschafft. Damit genügend gültige Unterschriften Ende März auf der Kanzlei abgegeben werden können, braucht es jetzt noch einmal 10’000 Unterschriften. So sind wir auf der sicheren Seite. Diese müssen noch von den Gemeinden beglaubigt werden. (Das kann gute 2 Wochen dauern!!) Gemeinsam sind wir stark: Stadt und Land, Bäuerinnen und Bauern, solidarisch mit unseren Kolleginnen und Kollegen weltweit.

Ernährungssouveränität für alle! Bitte unterschreiben Sie jetzt! Und schicken Sie die Liste umgehend (Ende Februar/1.Woche März) an unser Büro:
Initiative für Ernährungssouveränität
Postfach 925
1001 Lausanne.
Unsere Homepage ist aufgeschaltet unter http://www.souverainete-alimentaire.ch/in/de/, hier können weitere Listen ausgedruckt werden.
Bitte beachten Sie:
Separate Liste pro politische Gemeinde.
Unterschreiben können volljährige Schweizer und Schweizerinnen.
Jeweils in der Gemeinde unterschreiben, wo man den Hauptwohnsitz hat (Wochenaufenthalter), wo man stimmberechtigt ist.
Auch angefangene Listen unbedingt umgehend nach Lausanne schicken.
Vielen Dank.

Wer ist Uniterre
Uniterre ist eine Bäuerinnen- und Bauerngewerkschaft aus der Romandie. Es gibt sie seit 1951. Seit einigen Jahren gibt es auch Sektionen in der Deutschschweiz. Wichtige Anliegen sind die Themen der Initiative: Markttransparenz, kurze Wege, regionale Vermarktung, Erhaltung von kleinräumigen Strukturen, auch in der Verarbeitung (Mühlen, Metzgereien, Schreinereien, etc.) Uniterre ist auch für Menschen interessant, die sich für eine gesunde lokale Ernährung interessieren und eine nachhaltige bäuerliche Landwirtschaft unterstützen wollen. Uniterre ist für Sympathisanten und Sympathisantinnen offen – auch aus der Stadt.


