Obst und Gemüse aus dem Reich der Mitte kommen wegen ihrem viel zu hohen Gehalt an Pestiziden und Schwermetall immer wieder in die Schlagzeilen unserer Medien. Dabei gibt es in China mehr als quadratkilometergrosse Monokulturen, die zu Billigstpreisen in die ganze Welt liefern. Es gibt auch dort eine bäuerliche Landwirtschaft, betrieben von Bauern die, wie ihre Berufskollegen hierzulande, höchst professionell und mit Liebe zu ihrem Beruf hochwertige, individuelle Produkte herstellen.

Tee gehört dazu.
Der Teestrauch (Camellia sinensis) ist eine Kamelienart. Sie wird in China nachweislich seit über 2000 Jahren kultiviert und seit über 300 Jahren auch exportiert.
Immer wieder war Tee, respektive der internationale Handel damit, auch Grund für internationale Konflikte; es sei an die Boston Tea Party und das darauf folgende Teepreisdumping zur Rettung der East India Company 1773 erinnert und auch an die Opiumkriege, die England zum Ausgleich seiner – aufgrund der riesigen Mengen aus China importierten Waren (Tee, Seide, Porzellan) höchst defizitären – Handelsbilanz führte.

Pflanzung und Ernte
Wie es verschiedene Rebsorten gibt, so gibt es verschiedene Teesorten. Sie werden zum Standort und Klima passend ausgewählt und wie unsere Reben und Obstbäume gepfropft.
Die Blüten werden nicht verwertet. Bei dieser Kamelie werden die Blätter gepflückt. Die ganz jungen Sprossen, ideal 20 Tage alt, sind die feinsten und ergeben einen Tee erster Qualität. Um möglichst jeden Zweig zum besten Zeitpunkt zu pflücken findet die Ernte häufig in zwei bis drei Durchgängen statt. In den meisten Anbaugebieten wird die Kategorie „1. Qualität“ bis zum 5.April geerntet; danach wird häufig mit der Maschine „fertig“ geschnitten.
Der Sommertee, meist zwischen Juni und September geerntet, ist weniger fein, kann aber durchaus Topqualität haben. Der Houkui-Tee aus dem Huangshan-Gebiet zum Beispiel hat erst Mitte Juni seine typischen langen Blätter.
Der Herbsttee wird vor der ersten Kälte gepflückt. Da ist die Energie, die sich in der Folge in das Pflanzeninnere zurückzieht, noch in den Blättern enthalten.
Im Süden Chinas bleibt der Strauch übers ganze Jahr grün, aber im Winter gepflückte Blätter geben einen sehr viel weniger kraftvollen Tee.
Während der Vegetationspause wird die Pflanze zurückgeschnitten, damit sie im Frühling besser austreibe. Der Schnitt ist leicht gerundet, so fällt dass das Licht regelmässig auf die Pflanze.

Verarbeitung
Nicht die Teesorte, sondern die Verarbeitung bestimmt, ob ein Tee weiss, grün oder schwarz ist. In China wird unterschieden zwischen
- Weissem Tee: die ganz jungen Sprossen, noch nicht geöffnete Blätter, der Tee ist weniger stark als Grüntee.
- Grüntee: ein natürlicher Tee, riecht nach „Natur“.
- Oolongtee: er ist halbfermentiert.
- Schwarztee (auf Chinesisch „hong cha“, roter Tee) wird zuerst getrocknet und dann fermentiert. Dabei oxydieren die Gerbstoffe des Blattes und dunkeln nach.
- Jasmintee: Grüntee mit Jasminblüten.

Handel mit Nischenprodukten
Qualität hat ihren Preis, auch die made in China, wo eine Kanne erstklassigen Tees etwa den Preis einer Flasche Wein kostet. Die kleinen, bäuerlichen Betriebe produzieren ein Nischenprodukt.
Unseren Bauern wird geraten, von den Freihandelsabkommen zu profitieren und ihre Produktion als Nischenprodukte gewinnbringend im Ausland zu verkaufen. Aber so einfach ist es nicht:
Über 300 Zertifizierungskriterien seien nötig um Tee in die EU zu importieren. Das lohnt sich für grosse Mengen und es werden auch tonnenweise Tee nach Europa importiert – allerdings meistens in minderwertiger Qualität für Beuteltee, allenfalls Jasmin-parfümiert. Bei uns importieren Migros und Coop chinesischen Tee in noch aufwendiger zertifizierter Bio-Qualität. Doch auch sie brauchen riesige Mengen und kaufen von grossen Produzenten.
Feiner Tee aus kleinbäuerlichen Betrieben hat kaum eine Chance, hier in den Verkauf zu kommen. Der relative Aufwand für den Zertifizierungsprozess ist für kleine Mengen und Betriebe riesig und nur wenige Läden leisten sich den Luxus, ihren Kunden das Beste anzubieten.

Weiterführende Links
- Über die Teepflanze →
- Parallelen mit Weinanbau →
- Schwarz, rot, grüner Tee →
- England importierte Tee, Seide und Porzellan. Wie sie die unausgeglichene Handelsbilanz korrigierte der steht in den Geschichtsbüchern über die Opiumkriege →
- Der Opiumkrieg und seine Folgen für China →
- Pestizidbeladenes Obst und Gemüse aus China, Artikel der Netzfrauen →
- Adresse für guten Tee in Zürich: Schwarzenbach →
- Tee-Zitate →


