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Die Zukunft heisst Agrarökologie

  • die 10 Elemente der Agrarökologie (FAO)

Die FAO präsentiert ein 10-Punkte Programm für die globale Landwirtschaft der Zukunft. Dieses deckt sich im Wesentlichen mit den Forderungen der abgelehnten Ernährungssouveränität.

Am 23. September letzten Jahres verwarf das Schweizer Stimmvolk mit fast 70 Prozent die Initiative für Ernährungsouveränität und bäuerliche Landwirtschaft. Die Initiantinnen und Initianten der Initiative sind an dieser Schlappe nicht ganz unschuldig. Die Initiative war so kompliziert formuliert, dass es im Abstimmungskampf selbst Befürwortern schwer fiel, zu erklären, worum es eigentlich ging. Die Gegnerschaft hatte leichtes Spiel. Zu radikal, zu teuer, nicht umsetzbar. Mit wenigen, schlecht untermauerten Schlagwörtern konnten sie die Initiative in Grund und Boden polemisieren.

  • Weder utopisch noch kompliziert

    Dabei waren die Ziele der Initiative weder utopisch noch all zu kompliziert. Im Wesentlichen verlangte sie nichts anderes, als die Uno-Welternährungsorganisation FAO. In ihrer neuen Leitlinie «10 Elements of Agroecology» verlangt die FAO als Lösung für Hunger-, Mangel- und Fehlernährung und zahlreiche ökologische Probleme nicht weniger als eine Abkehr von der industriellen hin zur regionalen und bäuerlichen Landwirtschaft. Es sei, so die FAO im Vorwort der entsprechenden Broschüre, erwiesen, dass industrielle, ressourcenintensive Landwirtschaftssysteme zu massiven Abholzungen, Verlust der Biodiversität, Umweltschaden und Treibhausgasemissionen führen. Um die Menschheit auch in Zukunft ernähren zu können, brauche es eine Optimierung der Interaktionen von Pflanzen, Tieren, Mensch, Umwelt und soziale Aspekte. Kurz: Wenn es auch in Zukunft eine Landwirtschaft geben soll, muss diese bäuerlich, regional, ökologisch und sozial gerecht sein und Rücksicht auf die regionalen Anbaubedingungen aber auch die Lebensbedingungen und Kultur der regionalen Bevölkerungen nehmen.

  • Die 10 Agroökologischen Elemente der FAO

    Vielfalt

    Agroökologische Landwirtschaftsmodelle setzen auf Vielfalt, statt auf riesige Monokulturen die ganze Lebensräume dauerhaft zerstören. Damit schützt Agroökologie nicht nur die Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren, sondern optimiert auch die genetische Vielfalt. Diversität kann die Produktivität steigern und gleichzeitig den Ressourcenverbrauch reduzieren.

    Zusammenarbeit und Wissenstransfer

    Agroökologie fusst auf spezifischem Fachwissen. Die Zusammenarbeit ökologischer Landwirtschaftssysteme und der Austausch spezifischen Fachwissens spielt eine zentrale Rolle bei der Entwicklung und Etablierung agroökologischer Innovationen zur Sicherstellung der Welternährung, sozialer Entwicklung und Abbau der Klimaemissionen.

    Synergien

    Synergien in der Nahrungsmittelproduktion bringt viele Vorteile. Insbesondere bei den Erträgen, Nahrungsvielfalt, Unkrautkontrolle, Bodenstruktur- und Gesundheit, Biodiversität und Krankheitskontrolle.

    Effizienz

    Das Recycling von Biomasse, Düngemittel und Wasser senkt die Kosten und negativen Umweltfolgen der Landwirtschaft und ist unter dem Strich produktiver als industrielle Landwirtschaft.

    Recycling

    Recycling liefert zahlreiche Vorteile wie wie geschlossene Düngemittelkreisläufe, geringerer Verschwendung und entsprechend niedrigeren Ressourcenverbrauch. Rezykliertes biologisches Material und landwirtschaftliche Nebenprodukte haben ein grosses Potential für agroökologische Innovationen.

    Wiederstandsfähigkeit

    Diversifizierte agroökologische Systeme sind widerstandsfähiger als industrielle Landwirtschaftssysteme. Sowohl gegenüber Krankheiten und Frassschädlingen, aber auch Hochwasser oder Stürmen. Biodiverse Landwirtschaftsbetriebe verzeichneten 1998 eklatant geringere Schäden und Einkommensverluste durch Hurricane «Mitch» in Zentralamerika, als Farmen mit konventionellen Monokulturen.

    Das belegt, dass agroökologische Betriebe ein geringeres wirtschaftliches Risiko tragen als konventionelle Betriebe.

    Humanistische und soziale Werte

    Agroökonomische Landwirtschaftssysteme geben der regionalen Bevölkerung die Möglichkeit Armut, Hunger, und Fehlernährung zu überwinden und stärken sie im Kampf um Menschenrechte und Selbstverwaltung ihrer Umwelt im Dienste kommender Generationen.

    Kulturelle und Nahrungstradition

    Agrikultur und Esskiultur sind Kernkomponenten bei der Erhaltung des menschlichen Erbes. Insofern spielen Kultur und Nahrungstraditionen eine zentrale Rolle in der Gesellschaft und der Gestaltung des menschlichen Wohlbefindens.

    Verantwortungsvolle Regierungen

    Rechenschaftspflichtige und effiziente Regierungen sind notwendig, um die Nahrungsmittelproduzenten zu beim Umbau ihrer Betriebe zu agroökologischen Unternehmen zu Unterstützen.

    Zirkuläre und solidarische Ökonomie

    Eine agroökologische Herangehensweise unterstützt faire Lösungen, die auf den lokalen Bedürfnissen, Ressourcen und Kapazitäten basieren und kreiert faire und Nachhaltige  Märkte. Sie unterstützt kleine Nahrungskreisläufe und kann das Einkommen der Produzenten steigern.

    Dies sind – stark zusammengefasst – die Erkenntnisse von zahlreichen Studien und Forschungen der FAO-Experten der letzten 30 Jahre und nach Ansicht der FAO unerlässliche Massnahmen um die Welternährung auch in Zukunft zu sichern. Der Bundesrat verfolgt mit seiner Agrarpolitik 22+ (AP22+) bezeichnenderweise das genaue Gegenteil. Nicht nur die Forderungen der abgelehnten Ernährungssouveränitätsinitiative, die eigentlich deckungsgleich mit den FAO-Vorstellungen war, wird durch die AP22+ verunmöglicht, sondern auch die Umsetzung der, vom Volk deutlich angenommenen Ernährungssicherheitsinitiative.

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