Veröffentlichung: 08.11.11; Aktualisierung: 28.03.14
Jedes Jahr kommen Dutzende an neuen Functional-Food-Produkten auf den Markt.
Sie sollen vor Erkältung schützen, das Immunsystem stärken, Cholesterin senken oder die Darmtätigkeit fördern: Ob Joghurt, Fruchtsäfte (ACE-Getränke), Omega-3-Eier oder Müesli’s – viele Lebensmittel werden als Functional Food angeboten.
Doch Wissenschaftler und Ernährungsberater ziehen eine ernüchternde Bilanz: Die funktionellen Nahrungsmittel, die heute zu kaufen sind, bringen mehrheitlich nichts. Im besten Fall sind sie wirkungslos. Im schlimmsten Fall gesundheitsschädlich.
Z. Bs. Säfte mit Vitaminzusatz – sinnlos – in der Schweiz haben wir seit Jahren keinen Vitamin C-Mangel. Als neuster Trend versuchen Lebensmittel-Designer, sekundäre Pflanzenstoffe, wie Lycopin (roter Farbstoff der Tomate, der vor Herzinfarkt schützen und das Krebsrisiko senken soll) in Orangensaft, Ketchup & Co. anzureichern. Hier stellt sich die einfache Frage, ob nicht allenfalls eine frische Tomate in den Ernährungsplan eingebaut werden sollte.
Der Nutzen von mit Vitaminen angereicherten Säften, aber auch von Vitamintabletten, Müesli’s & Co. wird allerdings angezweifelt. Denn erstens ist es heutzutage überhaupt kein Problem mehr, seinen Vitaminbedarf über die ‚normale’ Ernährung zu decken. Zweitens gilt es auch als sicher, dass die Vitamine erst im natürlichen Verbund ihre volle Wirkung entfalten. Vitamine, die im Zusammenhang mit Früchten, Nüssen und vielen anderen frischen Lebensmitteln verzehrt werden, entfalten eine viel intensivere Wirkung, als isolierte Vitamine.
Zudem ist Functional Food nicht ganz ungefährlich. Wasserlösliche Vitamine (B, C) werden bei einem Überschuss einfach aus dem Körper ausgeschwemmt. Fettlösliche Vitamine (A, D, E, K) hingegen lagern sich ab und können so zu Vergiftungen führen. Vorsicht ist besonders bei der beliebten Kombination der Vitamine A, C und E geboten. Hier wird schnell eine Überdosierung der empfohlenen Tagesmenge erreicht, vor allem auch in Verbindung mit Nahrungsergänzungsmitteln. Solche Überdosierungen sind keinesfalls so unproblematisch, wie viele glauben. Die Wirkung der Vitamine kann sich dadurch geradezu umkehren und beispielsweise das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen kann steigen.
Warum erfahren wir von all dem nichts. Ein Komplott zwischen Wirtschaft und Politik? Weshalb drängen staatliche Stellen nicht auf strengere Kontrollen? Die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) und deren US-Pendent FDA, sind jene Instanzen, welche die Konsumenten schützen sollen, dennoch werden sie ihrer Rolle oft nicht gerecht. Zum einen wegen personeller Verflechtungen mit betroffenen Unternehmen der Lebensmittelindustrie. Zum anderen, weil kritische Wissenschaftler von Konzernen eingeschüchtert werden oder ihre Arbeitgeber sie kaltstellen.
Der objektive Beweis, dass die Einführung von Functional Food generell den Ernährungs- und Gesundheitszustand der Bevölkerung verbessert hat, fehlt.
Deshalb gilt: An der Portion Obst, Gemüse und Salat kommt keiner vorbei.
Functional Food ist vor allem eine Marketing-Strategie der Lebensmittelindustrie.
Hinweise:
- Functional_Food: Definition in wikipedia >>>
- European Food Safety Authority – Medienmitteilung zum Abschluss ihrer Untersuchungen >>>
- European Food Safety Authority: Nährwert und Gesundheitsbezogene Angaben >>>
- Cholesterinsenker aus dem Kühlregal >>>
- Fette Irrtümer >>>, von Paolo Colombani, 2010. ISBN 978-3-280-05372-0
- Welt der Wunder: Die Ernährungslüge:

