Überhaupt nichts, werden sie denken, haben damit aber weit gefehlt. Kernspaltung ist die einzige Energieproduktionsmethode, die auch dann weiter läuft, wenn niemand mehr etwas davon wissen will. Die radioaktiven Abfälle strahlen noch tausende Jahre weiter, ob wir wollen oder nicht. Krampfhaft werden sogenannt sichere Endlager für diesen Schrot gesucht. Aber jede in Frage kommende Region wehrt sich mit aller Kraft dagegen.
Vordergründig ist Gentechnisch verändertes Pflanzenmaterial dagegen doch fast Narrensicher, möchten uns die Protagonisten der Gentech- Lobby weis machen. Ehrlicherweise muss man auch zugeben, dass nicht alle GVO – Produkte gleich gefährlich sind. Zu den eher harmloseren gehören jene Pflanzen, denen die Fähigkeit zu grösseren Erträgen implantiert wurde. Oder der Vitamin- Reis, der bei fast ausschliesslicher Ernährung mit Reis den Vitaminmangel beheben soll. Nur würde mit einem vielseitigeren Speiseangebot dieser Vitaminmangel problemlos beseitigt, und dies erst noch aus eigener Kraft der Bevölkerung.
Kritischer wird es bei Pflanzen, welchen die Fähigkeit eingepflanzt wurde, ihre spezifischen Schädlinge selber zu eliminieren. Leider handelt es sich bei vielen Gentechprojekten darum, das von bestimmten Bazillus Turingiensis produzierte Protein selber zu produzieren. Oder die Fähigkeit gegen das im Totalherbizid wirksame Protein immun zu sein. „Proteine sind doch nicht giftig, ganz anders waren die alten, in Giftklassen registrierten Herbizide“ wehrte sich der Vertreter von Monsanto am 3. internationalen Kongress für nachhaltige Landwirtschaft in Nairobi, als eine Frau sagte, sie habe Angst vor den Nebenwirkungen dieser Herbizide. Die fulminante Abwehrrede des wortgewaltigen Pharmavertreters kam ins Stocken, als ein Workshop Teilnehmer erklärte: „Das stimmt, die alten Herbizide wirkten über anerkannte giftige Substanzen. Glyphosat im Totalherbizid wirkt dagegen über programmierte Proteine, die in keiner Giftklasse registriert sind. Proteine steuern den ganzen Stoffwechsel und bestimmen den Erbsatz. Glyphosat gibt seine im Protein enthaltene Botschaft, die den Stoffwechsel der anvisierten Unkräuter zerstört, nicht nur an Unkraut, sondern auch an die scheinbar Glyphosat- resistente Nutzpflanze ab. Diese stirbt nicht ab, gibt aber die Botschaft über die Nutzpflanze an deren Konsumenten weiter, auch dann, wenn sie nicht mehr gleich messbar ist.
Gab man sich früher mit der Meinung zufrieden, Eiweiss (Protein) ist Baustein des Lebens, so lehrt uns heute die Gen-Suisse, Proteine geben als Rezeptoren den Zellen die Gebrauchsanweisung, was die Zelle mit dem Stoff zu machen hat.
Wird Nutzpflanzen gentechnisch die Fähigkeit eingepflanzt, das für Maiszünsler oder Coloradokäfer tödliche Protein selber zu produzieren, so wirkt dieser Automatismus nicht nur dann, wenn ein Frassschädling erscheint. Er hört auch nicht sofort auf, wenn ein eventueller Schädling eliminiert ist. Nein, das tödliche Protein wird während der ganzen Wachstumszeit produziert. Im Gegensatz zu radioaktiven Abfällen können aber diese Lager an, für Insekten tödlich wirkendem Protein nicht unter der Erde endgelagert werden. Sie kommen über den Verzehr in die Nahrung. Wann sie durch selbständige Mutation ihre Wirkung verstärken oder abschwächen liegt völlig im Dunkeln. Würden sie verschwinden, würden wohl kaum so viele amerikanische Farmer darauf verzichten, ihren Tieren Futter aus GVO-Pflanzen zu verfüttern, und nur noch für den Verkauf GVO Pflanzen zu kultivieren.
1995 schrieb Charles Weissmann in der November Nummer des NZZ-Folio, unter dem Titel „Der Feind im eigenen Hirn“(1) , sogenannte Prionen (veränderte Proteine) sollen Rinderwahnsinn und auch menschliche Krankheiten verursachen: Im Unterschied zu herkömmlichen Erregern sind es körpereigene Substanzen die töten. Ein Jahr früher erhielten zwei Amerikaner den Nobelpreis für Medizin für ihre Entdeckung, dass veränderte Proteine, sog. G-Proteine, Diabetes und Krebs auslösen können. Obwohl Krebs, Diabetes und Gehirnerkrankungen drastisch zunehmen kümmert sich kaum jemand darum, woher wohl diese Feinde im eigenen Hirn kommen.
Atomreaktoren und Gentechnologie haben mehr als ein gemeinsames.
- Beide wirken auch dann noch weiter, wenn man sie stilllegen möchte
- Beide haben eine überaus finanzkräftige Lobby im Hintergrund
- Bei beiden löffeln andere die eingebrockte Suppe aus als jene, die sie eingebrockt haben
- Beide wurden nur möglich, mit einem Verständnis von Wissenschaft, das sektoriell gefangen nicht mehr sieht, was für langfristig wirksame Begleiterscheinungen damit verbunden sind.
- Und beides ist nur in einer Gesellschaft möglich, die wie beim Rattenfänger von Hammeln, unreflektiert der globalen Mär des ewigen Wachstums hinterher läuft.
In historischen Büchern kann man lesen, wie sich der Blutadel vor gar nicht so langer Zeit mit seinen einseitigen Vorstellungen in die Sackgasse manövriert hat. Der einstige Blutadel wurde abgelöst vom heutigen Wissenschaftsadel. Wie lange hoffen wir noch, dass er sich aus der Sackgasse mit dem gleichen Rezept befreien kann, das ihn in die Sackgasse geführt hat?


