
Die Stiftung für Konsumentenschutz wird zu 10% direkt vom Bund finanziert (1).
Der Bund wiederum hängt zu ca 10% von der Grossindustrie ab: 2.85% der Firmen (8‘441) finanzieren 11.5% des Bundesbudgets (2).
Dies mag der Grund sein, weshalb der in der SKS-Zeitschrift Blickpunkt 4/13 auf S.2 veröffentlichte Artikel „Agrarschutz verteuert unsere Lebensmittel“ (3) ein bisschen einseitig ausgefallen ist.
Der Titel würde passender heissen: „Agrarschutz limitiert Gewinnmarge der Nahrungsmittelverarbeiter“, denn
- Lebensmittelpreise sind keine relevante Sorge der Schweizer (4). Das mag daher rühren, dass wir weniger Geld für Essen ausgeben als die allermeisten andern Menschen (5).
- Die Agrarpreise sind von den Konsumentenpreisen seit Jahren entkoppelt (der Preisindex Landwirtschaft ist seit 1990 um 1/3 zurückgegangen (6), aber damit hat die Nahrungsmittelindustrie trotz der ebenfalls, allerdings sehr viel weniger, negativen Konsumentenpreisentwicklung (7) den wachstumswirtschaftlichen Gewinnzwängen begegnen kann, gibt sie den Druck weiter – und kauft die Ausgangsmaterialien möglichst billig und zollfrei.
Das wird im Artikel leider nicht ausgedeutscht. Ebenfalls nicht berücksichtigt werden andere für den Konsumenten relevante Kosten wie Gesundheit und Umwelt, sowie “weiche Faktoren” wie die Lebensqualität. Last but not least die von Bundespräsident Maurer immer wieder geforderte Unabhängigkeit durch Ernährungssouverenität (zuletzt anlässlich der Olma-2013 Eröffnung (8) – sie wird im Artikel gänzlich ausgeblendet.
Kurz: Damit sich der mündige Bürger seine Meinung bilden kann (will er den absolut freien Handel oder will er eine gewisse Unabhängigkeit und Selbstbestimmung?) muss er die Gesamtkostenrechnung machen können.
Deshalb würden wir es begrüssen, wenn beim SKS auch industrieunabhängige und freihandelkritische Autoren zu Wort kommen liessen. Vielleicht schon im nächsten Blickpunkt?

