- Syngenta finanziert den Lehrstuhl für Agrarökonomie an der ETHZ,
- Die Universität Zürich baut GV-Weizen im Freilandversuch an,
- Die Eawag veröffentlichte erschreckende Zahlen über die Gewässerverschmutzung, verursacht durch die Landwirtschaft, Private und die öffentliche Hand.
- Die Frage des BLW “Nachhaltige Anwendung Von Pflanzenschutzmitteln (PSM) und Risikominimierung – Besteht Handlungsbedarf?” wird klar mit JA beantwortet, und zwar auf verschiedenen Ebenen:
“Es braucht einen ganzheitlichen Ansatz.” (Ernst Frischknecht, Landwirt, Tann)
“Der ‹Panscherei› in unseren Getreiden muss ein Ende gemacht werden zur Erhaltung der noch bestehenden Ackerböden.” (Sonja Bacus, Ernährungsberaterin, Paracelsus Klinik Lustmühle)
“Kleinverbraucher kaufen beim Grossverteiler Breitbandprodukte. Kann ‹Standardware› Umwelt-‹verträglich› sein?” (Mechthild Schindler-Hofer, initiative netzkultur, Zürich)
Pflanzenschutzmittel sollen “die Wirtschaftlichkeit des Pflanzenbaus für den einzelnen Landwirtschafts- und Gartenbaubetrieb … sichern” (1). Wirtschaftlichkeit errechnet sich aus Ertrag und Aufwand. Die Erfahrung zeigt, dass in der modernen Landwirtschaft immer mehr PSM benötigt werden, um den Ertrag zu halten oder leicht zu erhöhen. Das fördert Abhängigkeiten ohne Gewinn. Auch sind Medikamente – und nichts anderes sind PSM – längerfristig der Gesundheit abträglich. Ihre Konsequenz auf Bodenlebewesen, Luft und Wasser muss berücksichtigt werden. Standortangepasste Fruchtfolgen hingegen wirken sich positiv auf die Humusbilanz aus und benötigen minimale PSM. Auch gibt es zahlreiche erprobte Beispiele für natürliche Pflanzenschutzmittel, welche weniger Nebenwirkungen haben und besser abbaubar sind als synthetische: Tabak zum Bekämpfen von Blattläusen vs. synthetisch hergestelltes Neonicotinoide, Hanföl statt LMA gegen Feuerbrand, Mischkulturen und Untersaaten welche Schädlinge verhindern, ein Beispiel aus dem Gemüsearten ist Knoblauch gegen Botrytis zwischen Erdbeeren.
“Handlungsbedarf besteht schon bei der Zulassung. Viele spezifische Mittel werden nicht mehr zugelassen, weil die Grossverteiler nur noch eine limitierte Anzahl (nicht Menge) an Rückständen zulässt, weil sie das a) leichter kontrollieren (weniger Wirkstoffe bedeutet billigere Rückstandsanalytik) und b) leichter kommunizieren kann (für Lebensmittel werden nur 3 oder 4 verschiedene Mittel empfohlen). Die Kunden glauben, dass weniger Mittel mehr Sicherheit bedeuten, aber das Gegenteil wird erreicht: Es werden breiter wirksame Mittel gewählt und damit die Gefahr der Resistenzen verschärft. Ein einziges Antibiotika ist nun eben nicht weniger gefährlich als 5 verschiedene.”
Eveline Dudda, Dipl.Agr.Ing., Agrarjournalistin, Hinterforst
“Konsumenteninformation tut not. Kleinverbraucher richten durch laienhafte Verwendung vielleicht mehr Schaden an als die Grossen, weil sie die korrekte Anwendung der Mittel kaum kennen und einfach ein Standard/Breitbandprodukt kaufen. Kann Standardware› Umwelt-‹verträglich› sein? Welche Alternativen gibt es? Wie geht man mit heiklen, respektive nicht für unser Klima geeigneten Pflanzen um?”
Mechthild Schindler-Hofer, initiative netzkultur, Zürich
“Pflanzenstärkung statt Pflanzenschutz. Phytoalexine sind Sekundäre Pflanzenstoffe, die die Pflanzen selbst bei Infektionen durch Mikroorganismen zur Abwehr produzieren. Hierzu können gut passende Mittel eingesetzt werden, z.B. Nutz-, Hanf- oder Demeter-Extrakte. In konventionell angebautem und mit Pflanzenschutzmitteln behandeltem Obst und Gemüse sind die Phytoalexin-Werte drastisch gesunken im Gegensatz zu biologisch/organisch angebautem. Fungizide und ähnliche Substanzen in unserem Körper inhibieren übrigens den Abbau von mutierten Zellen, können also mit anderen Worten Krebs fördern.”
Karl Rietmann, Herisau (NutriGenomic/Epigenetiker und Ernährungsberater, dipl. Ing. HTL/STV, Herisau)
“Handlungsbedarf für unsere Gesundheit. Der ‹Panscherei› in unseren Getreiden muss ein Ende gemacht und stattdessen die Erhaltung der noch bestehenden Ackerböden gefördert werden, z.B. durch die Reduktion von Maisfeldern zugunsten von Anbau von Hülsenfrüchten, Dinkel, Emmer und Einkorn. Es kann nicht sein, dass sogar auch schon in der Biolandwirtschaft die Getreide manipuliert/gedopt werden. Diese Getreide sowie die Hülsenfrüchte brauchen wieder mehr Anklang – hier muss ganz besonders auch das Volk aufgeklärt werden!”
Sonja Bacus, Paracelsus Klinik Lustmühle
“Wasserverschmutzung: Die Eawag veröffentlichte kürzlich eine Studie über lösliche synthetische Pflanzenschutzmittel und Biozide in 5 Kantonen und Flüssen (2). Die Landwirtschaft wird hervorgehoben, dabei sind auch Industrie, Öffentliche Hand und Privathaushalte dafür verantwortlich: Biozide zum Beispiel stecken in Kunstharzputzen und Dispersionsfarben, mit denen der sogenannte Egalisationsanstrich erfolgt, eine Art Versiegelung für gedämmte Fassaden. Auch das giftige Terbutryn wird z.B. als Algizid in Fassadenanstrichen immernoch verwendet und wurde in den Proben gefunden. In der Landwirtschaft ist es seit Jahren verboten.”
Andreas Volkart, BZS, Steinmaur
Schon vor 5 Jahren berichtigte das BLW: “Dübendorf, 26.08.2008 – Wurden in Bächen und Flüssen Pestizide gefunden, galt lange die Landwirtschaft als Sündenbock. Jetzt zeigen Untersuchungen der Eawag und der Empa, dass solche Stoffe zu einem beträchtlichen Anteil auch aus dem Siedlungsgebiet stammen, wo sie unter anderem aus Fassadenfarben und Putzen ausgewaschen werden und mit dem Regenwasser in die Umwelt gelangen. Dort können sie toxisch auf Organismen wirken. In Zusammenarbeit mit Herstellern, kantonalen Fachstellen und weiteren Partnern haben die Forscher die Prozesse der Fassadenauswaschung untersucht und diskutieren nun Lösungen für das Problem.”
Unabhängig von möglichen Verzerrungen der effektiven Ursachen ist natürlich dem Wasser höchste Sorge zu tragen und auf synthetische Pflanzenschutzmittel so weit wie möglich zu verzichten.
“Wir werden sie nicht los – die Geister, die wir riefen: Bis ca. 1960 war es gar nicht möglich, die Äcker mit vernünftigem Aufwand unkrautfrei zu halten. Zwischen den Reihen von Getreide, Mais, Kartoffeln, usw. war immer ein untergeordneter Bewuchs vorhanden. Damit hatten die Bodenbakterien fast durchgängig ihren Schutz vor Witterungseinflüssen. Sie hatten immer organische Substanz zu verdauen und dem ständig durchwurzelten Boden war der notwendige Gasaustausch mit der Atmosphäre möglich. Dann kamen die wunderbaren Herbizide wie helfende Geister, die starken Traktoren mit den tief wirkenden Pflügen und den zapfwellengetriebenen Bodenfräsen….”
lesen Sie den ganzen Artikel von Ernst Frischknecht, Landwirt in Tann (3)
“Ich wünsche mir mehr Menschenverstand und weniger Wissenschaft im Pflanzenschutz. Das heisst zum Beispiel, natürliche Pflanzenschutzmittel in Eigenregie zu erforschen und herzustellen. Zum Beispiel Hanf und Löschkalk gegen Feuerbrand. Wirkstoffe, die sich natürlich nicht mischen lassen oder sogar abstossen, sollten auch chemisch nicht gemischt werden. Passiver Pflanzen- und Tierschutz auf natürliche Art.
Abhängigkeiten sollten verhindert werden: Die Saatgutliste zwingt die Landwirte, eine bestimmte Sorte anzupflanzen und die dazugehörenden Pflanzenschutzmittel usw. zu verwenden. Monokulturen bedeuten Risiko. Mixed cropping ist arbeitsintensiver, aber das Risiko ist auch viel minimaler.
Wie kann man Pflanzungen ändern, damit Schutzmittel weniger zentral werden? Samen, die seit Generationen an den Standort angepasst sind, besitzen eine genetische Erinnerung und Resistenz. Die Pflanzen kennen den Boden und sind die Arbeitstechnik gewohnt – das bedeutet, dass weniger Behandlung nötig ist.”
Markus Lanfranchi, Landwirt, Verdabbio
Schlussfolgerung: eine Maximale Risikominimierung kann nur MIT DER NATUR geschehen.
Das bedeutet biologische Ursachenforschung und Berücksichtigung von Vernetzung und Zusammenhängen:
- Stopp der Genmanipulation, starke Reduktion von Pestiziden und Düngemitteln
- Einsatz von EM (Effektifen Mikroorganismen) anstelle PSM zur Erhaltung der Böden
- Fruchtfolgen beachten und Mischkulturen und Untersaaten fördern
- Für die geforderte Wirtschaftlichkeit von PSM steckt hier grosses Sparpotential
- Reduktion der Tierfarbiken und Abschaffung der Biogasanlagen
- Starke Förderung und Wertschätzung für „ehrliche“ Landwirte
- Mehr Biodiversität bedeutet mehr Wohlstand für alle (WWF, BAFU)
Justus von Liebig, der Erfinder der mechanistischen Pflanzenernährungstheorie, hat in seinem Testament geschrieben:
„Ich glaubte eine fehlerhafte Schöpfung korrigieren zu müssen, und habe nur Verwirrung und Disharmonie erreicht. Das Einzige wirklich korrigierende System ist Kompost.”

