Das Jahr 2015 ist das „Internationale Jahr des Bodens“. Wer erinnert sich noch daran, was es letztes Jahr war? Vorbei und abgehakt? Die Herausforderungen bleiben:
2014 war das „Internationale Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe“, und diese sind nach wie vor bedroht. Immer noch geben jeden Tag drei Bauernhöfe auf – hauptsächlich kleine. Eine Änderung ist nicht absehbar. Unter anderem wegen den SAK, einem „zentralen Element, da es das erste und zuweilen das einzige Kriterium ist, das bestimmt, ob ein Betrieb von einer agrarpolitischen Massnahme profitieren kann oder nicht.“ (1)
Landwirt Markus Müller aus Bonstetten erklärt:
“Die Agrarpolitik verfolgt hartnäckig und konsequent die Strategie, dass bäuerliche Kleinbetriebe liquidiert werden damit so angeblich Platz entsteht, damit grosse, finanzkräftige Betriebe noch um ein paar Hektaren wachsen können. Das Instrument, das dazu geschaffen wurde, ist die Berechnung der Standardarbeitskraft, kurz SAK. Mit dieser Grösse wird nun bestimmt, wer noch Direktzahlungen erhalten soll und wer nicht. Das wäre eigentlich noch nicht so gravierend. Die SAK Berechnung wird aber auch beigezogen, wenn es zu beurteilen gilt, ob ein Bauer ein altes Gebäude in der Landwirtschaftszone abreissen und wieder aufbauen darf. Mit der Verweigerung einer Baubewilligung kann man jeden Kleinbetrieb früher oder später zur Aufgabe zwingen. Ganz drastisch ist es aber, wenn mit der SAK Grösse auch noch entschieden wird, ob ein landwirtschaftlicher Betrieb nach bäuerlichem Bodenrecht in der Familie weitergegeben werden kann. Wenn dieses Recht nicht mehr gilt ist klar, dass keines der Kinder in der Lage sein wird, den elterlichen Betrieb zum Verkehrswert zu übernehmen. Die Landwirtschaftszone verkommt so schleichend zu einer exklusiven Wohnzone.
Ich weiss als Direktbetroffener sehr genau, wovon ich rede. An diesem „Hofvernichtungsrad“ wird munter weitergedreht, es soll schliesslich nach den Vorstellungen der Agrarbürokraten vorwärtsgehen. Die Grundlagen für die SAK Berechnung werden nun noch geändert, so dass der einzelne Betrieb weniger SAK hat. Dazu kommt, dass der Anreiz, Lebensmittel zu produzieren in der AP 14/17 reduziert worden ist. Viele Bauern werden ihre arbeitsintensive Produktion aufgeben und den Betrieb extensivieren. Damit laufen sie aber genau in die Guillotine hinein: Weniger Produktion heisst weniger SAK, und damit sind sie plötzlich mit der Tatsache konfrontiert, dass ihr Betrieb nicht mehr als landwirtschaftliches Gewerbe angeschaut und entsprechend behandelt wird.
Diese Entwicklung ist sicher nicht im Interesse der Öffentlichkeit. Man schaue sich nur die Werbung unserer Grossverteiler an. Mit herzigen kleinen Bauernhöfen wird da die Qualität der Nahrungsmittel beworben! Leider ist von dieser Seite aber keine Hilfe zu erwarten, damit diese Hofvernichtungsaktion gestoppt wird.”
Die Werbung der Grossverteiler baut auf die Familienbauernhofpostkartenidylle:
Als Konsumenten haben wir die Möglichkeit, selber zu bestimmen, ob wir die Werbeillusion glauben oder lieber wirklich die bäuerlichen Familienbetriebe berücksichtigen wollen. Möglichkeiten dafür gibt es überall, zum Beispiel indem wir direkt auf dem Hof oder auf dem Markt einkaufen.
Übrigens: Auch im aktuellen “Jahr des Bodens” sind es die bäuerlichen Familienbetriebe, die dieser wertvollen und bedrohten Ressource am nächsten stehen.
Weiterführende Links:
- Marktkalender >>>
- Hofläden >>>
- BLW: Standardarbeitskraft >>>
- BLW: Berechnungstabelle für SAK >>>
- Evaluation des Systems der Standardarbeitskräfte SAK; Bericht des Bundesrates vom 20. Juni 2014 >>>
- DEZA-Factsheet über Bäuerliche Familienbetriebe und Ernährungssicherheit >>>
- Beitragsrechner für die AP 14-17 >>>
- Bereits vor 20 Jahren: Motion „Keine Diskriminierung der bäuerlichen Kleinbetriebe“ >>>



