Leserbrief
An der Ackerbautagung Mitte Januar, am FIBL (1), war der Einsatz von Gülle aus Biogasanlagen umstritten, und die Markenkommission Anbau will ihn auf 50% des Gesamtnährstoffbedarfs beschränken. Für Aussenstehende eine verwirrende Auseinandersetzung. Für Insider eine logische Folge der zunehmenden Konventionalisierung des Biolandbau, wie er schon von Frau Eichenberger im Bioaktuell (2) erwähnt wurde. Mit der Begründung, dass die Düngungspraxis auch im Biolandbau geändert habe, bringt es Kaspar Günthard auf den Punkt.
Bis zum grossen Bio-Boom anfangs 90er Jahre war es klar: im Biolandbau werden Pflanzen nicht direkt mit Nährstoffen „gefüttert“, sondern über das Bodenleben ernährt. Voraussetzung dazu war die Respektierung der unterschiedlichen Bodenschichten. Der äroben, mit Sauerstoff liebenden Bakterien besetzten oberen Schicht, und der anäroben, mit Mikroorganismen die Sauerstoff nicht ertragen, besetzten unteren Schicht. Die Schichtgrenze liege ca. bei 12 cm, könne aber bei ausgelaugten Böden viel höher, bei lebend verbauten Böden auch tiefer liegen. Gülle wurde mit Silizium haltigem Steinmehl versorgt und belüftet. Dieser Vorgang verhinderte die Bildung von Ammoniak weitgehend. Begründet wurde diese Theorie mit der These, direkt Wasser lösliche Dünger dringen mit osmotischem Druck in die Pflanzenwurzeln und verhindern den Pflanzen die selbst gewählte Aufnahme von Mineralstoffen und Spurenelementen aus der Erde. Natürlich haben nicht alle Biobauern diese Empfehlungen gleich strikte eingehalten. Schon damals vertrauten vor allem Biobauern der zweiten Generation dem in der landw. Schule gelernten Nährstoffentzugs Prinzip mehr als den Empfehlungen der alt gewordenen Biopionieren.
Wenn 1950 die Menschen über ihre Nahrung noch 100% des Mineralstoffbedarfs über die Nahrung decken konnten, so sind es 2008 noch 25%, schreibt die Paracelsusklinik St. Gallen.
Diese Feststellung lässt aufhorchen. Die Tatsache, dass Nestlé der gleichen Feststellung mit einem vielversprechenden Programm begegnen will, zeigt, dass etwas dran sein muss. Nestlé will in Zukunft für jede Krankheit eine spezielle, mit dem fehlenden Mineralstoff angereicherte Nahrung produzieren. Zu denken gibt auch, dass die Vertreter der biologisch dynamischen Richtung der modernen Pflanzenernährungspraxis mit grosser Skepsis begegnen. Einer ihrer Vordenker, Edwin Scheller, hat geschrieben, Gülle aus Biogasanlagen dürfe nur auf Felder ausgebracht werden, deren Ernte wieder in der Biogasanlage landet. Niemals dürfe sie auf Felder kommen, die der Ernährung von Menschen oder Tieren dienen.
Und die Knospe-Richtlinien erlauben Biobauern welche ihre Gülle in eigene oder fremde Biogasanlagen geben, dürfen so viel zurück nehmen wie sie eingebracht haben – also alles.
Biogas (Metangas) entsteht aus einem Fäulnisprozess. Mit seinen Wasserbildern hat Masaru Emoto gezeigt, wie Wasser Botschaften aufnimmt und an Zellen weiter geben kann. Fäulnis verändert das Bild des Wassers und damit seine Botschaft an die Zellen beängstigend. Könnte die Gefährlichkeit moderner Krankheiten und Seuchen damit im Zusammenhang stehen? Bewiesen ist noch nichts, und zudem werden solche Bedenken als unwissenschaftlich abgewiesen. Das erinnert an die Debatte im Nationalrat 1972, als Nat. rat Schalcher eine der staatlichen Versuchsanstalten zur Erforschung des Biolandbaues verpflichten wollte. Von „richtigen Bauernvertretern“ wurde damals ein Verbot des Begriff Bio beantragt. Heute verlangen starke Kräfte innerhalb des Biolandbaus eine Lösung vom ursprünglichen Prinzip der biologischen Pflanzenernährung. Gleichzeitig holt die integrierte Produktion IP bei ihrem ganzheitlichen Verständnis von Prozessen im Boden enorm auf. Sie forcierte die Grasmilch als im Biolandbau noch über die Höhe des erlaubten Kraftfuttereinsatzes debattiert wurde. Noch verstehen Konsumentinnen die Knospe als Garant von Gesundheit. „Wo die Knospe drauf steht ist Bio (Gesundheit) drin“. Lassen wir diesen Slogan nicht zur leeren Floskel verkommen, und nehmen wir die Bedenken aus den biodynamischen Kreisen ernst, bevor die Knospe so angepasst wird, dass sie rechts zu überholen ein Kinderspiel wird.

