Die Wirtschaft überdenken
Gebana will change the rules of global trade: nicht der Kunde ist König, sondern die Natur ist Königin. Aus direkten Lieferketten zwischen Produzent.inn.en und Konsument.inn.en resultieren auch faire Preise und ermöglichen dadurch ein menschenwürdiges Leben.
Natur ist Leben. Das heutige Wirtschaftsdogma des ewigen Wachstums kommt aus der Industrie, die vermeintlich ewig wachsen kann. Das geht in der Landwirtschaft nicht. Landwirtschaft arbeitet mit Leben – die Natur darf nicht monetarisiert werden. Matthias Foster fordert eine zweiteilige Rechnung in der Landwirtschaft, eine Leistungsrechnung und eine Nachhaltigkeitsbilanz. Regionalökonomische, soziale und ökologische Leistungen sollen einberechnet werden, «damit der Bauer oder die Bäuerin aufzeigen können, welche Leistungen sie erbringen». Die Differenz zwischen Leistungen und Produkteverkauf plus Direktzahlungen soll von einem einen Leistungsausgleichsfonds finanziert werden. (Die Universität Bern listet 200 Indikatoren. (1) und (2)
Gleichzeitig mit dem Humusverlust nimmt der Ertrag ab. Ein Wiederaufbau der Humusschicht erhöht zwar die Bodenfruchtbarkeit, -Biodiversität und Resilienz, aber die Investition wirft keinen monetären Ertrag ab. Deshalb fordert die Biostiftung über den Boden-Fruchtbarkeitsfonds (3) Schenkgeld statt Leihgeld, das monetär verzinst werden muss.
Eine Verwaltung, die nicht nur verwaltet, sondern agiert!
Mehrere Schweizer Städte haben den Milan Urban Food Policy Pact MUFPP (4) unterschrieben und als Folge davon lokale Ernährungsstrategien entwickelt, Massnahmenkataloge erarbeitet und davon abgeleitete Projekte durchgeführt. So dienen zum Beispiel die Genusswochen dazu, das regionale Genussschaffen sichtbar zu machen und die vom Kanton unterstützten Food-Waste-Messungen, die die Kosten und Mengen des Abfalls sichtbar machen, können helfen, in einem Betrieb bis zu 70% des foodwaste zu reduzieren. Solche lokalen Aktionen und Events seien wichtig, um das Bewusstsein der Konsument.innen zu ändern, beschliesst das Podium.
Auch die von der CNS-FAO initiierten Städtedialoge (5, 6) widmeten sich den Fragen, wie man Abfall reduzieren, Handelsketten stärken, die Vernetzung aller Interessensgruppen fördern und Wissen vermitteln kann.
Aber, betonte Stefanie Kaiser von der Kantons- und Stadtentwicklung Basel-Stadt, zur Umsetzung braucht es immer einen Vorstoss aus der Politik. Sie gibt einen Anstoss und legitimiert so das Handeln der Stadt.
Die Politik als Auftragsgeberin
Auf politischer Ebene scheint der Wille vorhanden, den Nachhaltigkeitauftrag auf Kurs zu bringen. Die Agenda 2030 mit den Nachhaltigkeitszielen ist Teil dieses Weges, den die Schweiz definiert hat, um die Ernährungssysteme in der Transformation zu begleiten. Somit liegt «der Politik» nichts im Weg, ihren Gemeinde- oder Stadtverwaltungen den Auftrag zu geben, sich für gerechte Ernährung zu engagieren, eine Ernährungsstrategie zu erarbeiten und Netzwerke zu fördern.
Subventionen und Steuern könnten zudem Anreize schaffen, dass mehr gesunde und umweltfreundliche Produkte angebaut und weniger gesundheitsschädliche Lebensmittel verkauft werden.
Die Zivilgesellschaft sind wir
Essen ist politisch. Einkaufen auch. Um die geforderte Transformation wirklich in Gang zu bringen, muss sie gelebt werden, durch unsere Eigenverantwortung – bei jedem Lebensmitteleinkauf. Wird der Druck genügend gross, so wird auch das regionale Wertschöpfungsnetz dahinter wieder aufgebaut.
Um „richtige“ Entscheidungen zu treffen, helfen zum Beispiel auch Nachhaltigkeitsbewertungen der Lebensmittel, wie der Beelong eco-score (7). Nachhaltigkeitsbewertungen, die sich nicht auf nur auf Treibhausgasemissionen beschränken, sondern die Produktionsweisen, Ressourcennutzung und Umwelteinwirkungen der ganzen Lieferkette miteinbeziehen. Auch die sozialen Risiken und gesundheitliche Aspekte gehören berücksichtigt, so Anita Frehner vom FIBL. Für Konsument.innen soll es möglich sein, zu erkennen, welche Konsequenzen das eigene Einkaufs- und Essverhalten hat.
Wir wollen Netzwerke statt linearer Ketten: In Netzwerken können sich Initiativen verbinden um so regionale Produktionsstrukturen zu stärken. Netzwerke können auch Zugang zu Wissen und Zugang zu Finanzen zu fördern. Die Podiumsteilnehmer.innen streichen heraus, dass die Städte solche Netzwerke fördern und damit die von den lokalen Kleinstinitiativen gemachten Schritte zur Erneuerung unseres Ernährungssystems unterstützen
Wir brauchen keine super foods. Essen ist Genuss. Und ein gutes Ernährungssystem ermöglicht, was Michael Pollan (8) in sieben Worten zusammengefasst hat: “Eat food. Not too much. Mostly plants.” (9)



