
Im Moment bekommen wir hierzulande anstatt des üblichen Dauerregens eine kleine Kostprobe dessen, was auch in anderen Gegenden der Erde immer mehr zunimmt und zum Problem wird: Hitze und Trockenheit.
Durstige Landwirtschaft
Trinken, trinken, trinken … wird uns geraten. Und nicht nur wir, auch der Boden hat Durst. Wer auf dem Land wohnt, hört nachts das regelmässige „pf … pf … pf …“ der Sprinkleranlagen auf den Feldern. Drei Viertel des weltweiten Wasserverbrauches geht in die Landwirtschaft. Landwirtschaftliche Hilfsstoffe und Grossmaschinen verdichten den Boden, zerstören seine Krümelstruktur und die Bodenlebewesen und würgen die Durchlüftung ab. Der Boden kann kaum mehr Wasser und Nährstoffe aufnehmen, speichern und wieder abgeben. Also muss immer mehr Wasser und Dünger zugeführt werden, um die erwarteten Erträge einbringen zu können. Während wir „nur“ eine aussergewöhnliche Hitzewelle haben leiden weite Teile der USA seit vier Jahren an Dürre. Über 80% Kaliforniens ist betroffen (1). Hier wachsen, nebst 90% der in Amerika produzierten Trauben, Pfirsiche, Feigen, Tomaten, Zitronen und Kiwis, auf über 300‘000 ha Mandeln, die 90% des Weltmarktes beliefern (2).

Dank dem ausgeklügelten Irrigationssystem können fünf Dürrejahre überbrückt werden, man könne also weder dem mangelnden Regen noch der Landwirtschaft die Schuld für die Dürre geben (3). Trotzdem werden diese Mandel-Monokulturen zu einem Grossteil für den Wassermangel verantwortlich gemacht:
- In den letzten 15 Jahren wurde die Fläche verdoppelt, auf der Mandelbäume wachsen (4).
- Über vier Liter Wasser sind nötig, um eine Mandel zu produzieren (5).
- Der Rest der Bevölkerung musste den Wasserverbrauch um 25% reduzieren – die Landwirtschaft jedoch nicht, und dies, obwohl offenbar 80% des heraufgepumpten Grundwassers für landwirtschaftliche Zwecke benutzt wird. Der Grundwasserspiegel sinkt immer weiter ab.
Gemäss dem San Francisco Chronicle verbrauchen Mandelplantagen etwa 9% des Wassers in Kalifornien (6) – das ist gleich viel wie die Grossräume Los Angeles und San Diego zusammen, dort wo die ganze Wirtschaft des Staates Kalifornien generiert wird (high tech, Transport, Unterhaltung, Raumfahrt usw) (7).
Mit den exportierten Mandeln (und das sind 80%) wird also wertvolles Wasser exportiert. Auf Kosten aller, zum Gewinn weniger (8): Die Mandelgärten sollen für ihre Investoren eine 30%ige Rendite abwerfen (9). Momentan scheint die Mandellobby stark zu sein, aber was passiert, wenn die Wassermengen für Farmen auch limitiert werden und der Preis für Wasser weiter steigt? Tausende von Hektaren Fruchtbäume sind bereits ausgerissen worden (10). Das wiederum treibt die Ausbreitung der Wüste voran und die internationalen Mandelpreise in die Höhe.
Auch Industrie und Energie brauchen Wasser
Die grossflächige und schnelle Erschliessung von Öl- und Gasvorkommen durch hydraulisches Fracking in bereits ausgetrockneten oder austrocknenden Regionen der USA belastet den Wasserhaushalt, wie aktuelle Untersuchungen bestätigen. Der Bericht von Ceres, einer gemeinnützigen Organisation, die Firmen und Investoren dazu bewegen will, Nachhaltigkeit zu fördern, stellt fest, dass zwischen 2011 und 2013 mehr als 55 % der Quellen, die mittels hydraulischem Fracking erschlossen wurden, in Gegenden lagen, die von Trockenheit betroffen sind, fast die Hälfte in Gegenden mit grosser oder sehr grosser Wasserknappheit. In Gegenden ausgeprägter Wasserknappheit sind bereits mehr als 4/5 des Oberflächen- und Grundwassers für andere Zwecke gebunden. (11). Dass Wasser ein kostbares Gut ist, vergessen wir nur allzu häufig, wenn wir hier einfach den Wasserhahn aufdrehen.

Was werden die USA tun, wenn das Wasser noch knapper wird?
Im 2012 warnten die UN in ihrem vierten Wasserbericht erneut vor den Folgen der Wasserknappheit. Im 20. Jahrhundert hat man wegen Öl Kriege geführt, im 21. Jahrhundert könnte es wegen Wasser sein.
Virtuelles Wasser
Der Wasserfussabdruck eines Produktes ist das Wasservolumen, das für die Produktion nötig ist (Hoekstra et al., 2009). Der Blauwasser Fussabdruck ist der Flächen- und Grundwasserverbrauch als Resultat der Produktion; der Grünwasser Fussabdruck bezieht sich auf das konsumierte Regenwasser. Der Grauwasser-Fussabdruck ist das Wasser, das nötig ist um die durch die Produktion gemachte Verschmutzung, in der Landwirtschaft zum Beispiel durch Dünger, wieder in die Standardwerte zu bringen.
Wieso ist die Esskultur in verschiedenen Ländern so unterschiedlich? Weil standortangepasste Landwirtschaft standortangepasste Lebensmittel produziert, mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen und für den lokalen Konsum. Weil die meisten Länder gerade genügend Regen- und Grundwasser haben, um ihre eigene Ernährung zu produzieren, wird dieses Gleichgewicht durch grosse Exportmengen massiv gestört (12).
Die Wasserabhängigkeit der Schweiz
Der gesamte Wasser-Fussabdruck der Schweiz beläuft sich auf 11’000 Mio m3 pro Jahr. Mit einem internen Wasser-Fussabdruck, der nur 18 Prozent vom Total ausmacht, stehen diese Ergebnisse in krassem Gegensatz zu der Bezeichnung der Schweiz als «Wasserschloss» Europas. Ein beeindruckender Anteil von 82 Prozent des Wasserverbrauchs entfällt auf Wasserressourcen ausserhalb der Landesgrenzen. Der Import von virtuellem Wasser in Konsumgütern und Dienstleistungen erzeugt den externen weltweiten Schweizer Wasser-Fussabdruck (13).

Dies wirft Fragen auf: Was soll die Landwirtschaft produzieren? Ist es wirklich nötig, so viele billige Mandeln aus den USA zu importieren? Wieso essen wir überhaupt so viele Mandeln? Könnten wir nicht wieder mehr Haselnüsse essen, und Baumnüsse und Kastanien? Einheimische Dauerkulturen, die zwar keine grossen Renditen abwerfen, aber an die hiesigen Bedingungen angepasst sind und auch mehrere Nutzen abdecken würden?
Haselnüsse brauchen 40% weniger Wasser als Mandeln. Die Nüsse können in der Küche sehr vielseitig verwendet werden und es kann auch Öl daraus gewonnen werden. Der Strauch liefert ausserdem Holz (die Stöcke können als Tomatenstützen gebraucht werden, als Bohnenstangen u.ä., die verzweigten als Staudenstützen, oder – in Kombination mit Wasserschossen der Apfelbäume – für kleine Flechtzäune), die Kätzchen, die Rinde junger Triebe, die Samen und die Blätter finden in der Naturheilkunde Verwendung. Hasel eignet sich auch für die Haltung von Freilandhühnern. Sie pflegen den Boden, fressen Parasiten, und traditionelle Zweinutzungshühner liefern erst noch Eier und Fleisch.
Baumnüsse sind die einzigen Nüsse, die die gesunden Omega3-Fettsäuren enthalten, im Gegensatz zu Mandeln, die nur Omega6 enthalten. Indirekt kann der Verzehr von Walnüssen dadurch das Risiko senken, an Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erkranken. Ein Nussbaum war früher bei jedem Bauernhof zu finden. Aber nicht nur die Bäuerin schätzte die Nüsse in der Küche, sondern auch der Bauer, der gerne einen Nussschnaps damit ansetzte, der bei vielen Wehwehchen half. Der ganze, üppige Walnussbaum ist die reinste Apotheke, denn viele seiner Teile können genutzt werden: Die Blätter als Tee zur Stärkung der Verdauung und gegen Hautprobleme, die grünen Schalen zum Haarefärben (14). Natürlich liefert der Baum auch wertvolles Walnussöl und am Ende seines langen Lebens hochwertiges Holz für die Möbelherstellung.
Kastanien waren als «Brot der Armen» bis in die Nachkriegszeit ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Im Tessin allein gibt es rund 70 verschiedene Sorten von Edel- und damit Esskastanien. Auch in der Deutschschweiz erlebt die Esskastanie eine Renaissance. Vor allem in der Innerschweiz gibt es wieder mehr Kastanienbäume. Der grösste Edelkastanienwald der Deutschschweiz steht in Murg beim Walensee (15). Die Kastanie enthält viele Kohlenhydrate, wertvolle Nährstoffe, ist glutenfrei, fett- und kalorienarm und sorgt als basisches Nahrungsmittel für einen guten Säure-Basen-Haushalt. Angefüllt mit Mineralstoffen und Vitaminen, stärkt sie unser Immunsystem und ist ein wahres „Superfood“.
Wieso glauben wir eigentlich immer, dass wir irgendwelche Wunderlebensmittel von der anderen Seite der Erde importieren müssen, wenn so viel Gutes direkt vor unserer Haustüre wächst?
Kurze Kreisläufe, mehr Biodiversität.
Weiterführende Links:
- FAO Aquastat-Database
- water footprint network (deutsche Übersetzung)
- Informationsplattform zur Früherkennung von Trockenheit in der Schweiz
- U.S. Drought Monitor
- Blauer, grüner und grauer Wasserfussabadruck von Landwirtschaftskulturen und verarbeiteten Produkten
- Geschichte der Dürre in Kalifornien
- Who actually gets water in California’s agricultural sector?
- Nuts are in, Cows are out, Bees are in Trouble: The Economics of the Billion-Dollar Almond Market (hiess es schon 2013)
- Haselnuss und Kastanienanbau in der Schweiz – Projektidee
- Artikel von Eveline Dudda über Haselnussanbau
- Der Verzehr von Haselnüssen macht weise und steigert die Fruchtbarkeit ;-): Rohkostwiki
- Baumnüsse im Rohkostwiki
- Verwendung und Wirkungen der Haselnuss (von Blättern bis zur Rinde)
- Kräuterlexikon




