Leserbrief von Jakob Alt zur „Weissen Linie“
Zurzeit thematisieren verschiedene Medien die sichtbaren Folgen eines möglichen Wildwuchses. So bringt die „Schweiz am Sonntag“ auf der Frontseite ein wunderschönes Bild vom Alpaufzug. Noch gibt es ihn. Leider zunehmend weniger.
„Wegen der Alpenunternutzung sind die artenreichen Wiesen gefährdet“, steht in der Zeitung.
Dies hat ganz direkt zu tun mit jener aggressiven rücksichtslosen Agroindustrielogik, die sich derzeit als Weisse Linie (2) tarnt. Offenen Grenzen sollen mehr Effizienz, mehr Markt und unternehmerische Freiheit bringen.
Genau diese Politik hinterlässt aber vergandete Alpweiden ohne Tiere. Im Gegenzug vermehren sich im Flachland Hochsilos, Siloballenberge und Melkroboter. Diese Entwicklung zeichnet sich an vielen Orten ab. Mit der Volksinitiative für Ernährungssouveränität von Uniterre (3) soll das Schweizervolk die Möglichkeit erhalten, zu sagen, ob Bäuerinnen und Bauern die Bevölkerung noch bestmöglich mit gesunden Lebensmitteln aus der Region versorgen soll – oder ob wir die als „Weisse Linie“ getarnte Dampfwalze mit bundesrätlicher Empfehlung weiterlaufen lassen.
Artenreiche Alpweiden sind nicht einfach Natur, sondern das Produkt jahrelanger Kulturpflege, wo Mensch und Tier, Berg und Tal zusammenspielen, uns erfreuen und gleichzeitig nähren.
Noch haben wir dank direkter Demokratie die Entscheidung in den Händen.
Ab September kann mit der eigenen Unterschrift konkret und wirksam dazu beigetragen werden, dass künftige Menschen noch einen lebenswerten und aktiv gestaltbaren Planeten vorfinden.
Freundliche Grüsse
Jakob Alt
Rückblick und weiterführende Links:
Im Sept 13 veröffentlichte der SBV eine Studie (die Kurzdoku dazu finden Sie bei swisssmilk.ch (4) ), die bei vollständiger Grenzöffnung einen klaren Milchpreiszerfall voraussagte. „Für die meisten Milchbauern wäre eine Marktöffnung gegenüber der EU kaum tragbar, und auch Handel und Verarbeitung würden nicht zwangsläufig profitieren.“ schrieb der SchweizerBauer am 3.Sept. 13 dazu (5).
Im Mai 14 veröffentlichte der Bundesrat einen Bericht (6) . “Am wirksamsten erscheint … die Umlagerung der heute im Milchsektor eingesetzten Mittel in einen Beitrag pro Hektar Grünfläche für Milchproduktionsbetriebe” (so zitiert vom schweizerbauer.ch am 14.5.14 (7) ). Das schiesst unserer Meinung nach klar am Ziel vorbei, werden damit doch aus produzierenden Landwirten von andern Steuerzahlern finanzierte Grundlohnempfänger.
Im Bericht (6) auf S. 59 steht: “Die Modellrechnungen zeigen, dass sich bei einer Variante mit Grünlandbeiträgen und 100Millionen Franken zusätzlichen Bundesmitteln (Szenario_2_Budget+) das Nettounternehmenseinkommen im Vergleich zur Referenz konstant entwickelt. Da das Ergebnis aufgrund der unterstellten Preis und Kostenannahmen (vgl. Szenario_2_Preis–/Kosten+) auch etwas schlechter ausfallen könnte, ist davon auszugehen, dass zusätzliche Bundesmittel in der Grössenordnung von jährlich 100 bis 150Millionen Franken notwendig wären, um einen Rückgang des Nettounternehmenseinkommens zu verhindern“.
Jetzt hat der schweizerbauer.ch den Milchmarktbericht des Bundesrates nochmal genauer durchgelesen (7).
ProNatura macht Kampagne für Blumenwiesen (8).
Die Stiftung für Konsumentenschutz hat in Sachen Milch im April in einem Artikel “Eine Kuh – zwei Milchpreise” Eveline Duddas Artikel “Milch ist nur Beilage” verlinkt (9). Seither hat sich keine der “3 grossen Konsumentenorganisationen” (SKS, kf und FRC) zum Thema geäussert.
Was ist Ihre Meinung dazu?

