Er ist da, der Frühlingshonig 2015, und bald kommt schon die Sommerernte. Im Hofladen ist die Auswahl meistens relativ klein, der Honig gewöhnlich lokal und frisch und von einer Imkerin in der Nachbarschaft. Aber gibt es auch guten Honig in grossen Ladenketten?

Für ein Kilogramm Schweizer Honig müssen Bienen rund 100ʼ000 Ausflüge machen.
Was macht die Qualität guten Honigs aus?
Kauf ich Bio- oder nicht-Bio-Honig? Wo ist der Unterschied? Die Bienen sammeln Nektar und Honigtau, indem sie von Blüte zu Blüte fliegen, unabhängig ob es sich um Wildblumen und -hecken oder konventionnelle Apfelbäume handelt. Eine Studie habe gar herausgefunden, dass Bienen das tödliche Insektizid Neonicotinoid gezielt ansteuerten (1).
1. Der Standort
Die Art und Häufigkeit der Bienenweide bestimmt die Zusammensetzung, die Farbe, den Geschmack und schlussendlich die Qualität des Honigs.
“Location, location, location” gilt auch für Bienenstöcke. Die Bienen sammeln so nah wie möglich vom Stock, bei guter Tracht (2) in einem Umkreis von einem halben bis einem Kilometer, aber wenn nötig legen sie auch bis zu zwölf Kilometer zurück (3). Verschiedene Faktoren wie das Wetter oder das Alter der Biene spielen eine Rolle. Man geht davon aus, dass junge Flugbienen näher beim Stock unterwegs sind und mit steigendem Alter auch längere Strecken fliegen (4).
Wie wählen die Bienen, wo sie sammeln? Dafür sind die Kundschafterinnen verantwortlich. Finden sie eine ergiebige Trachtquelle, so sammeln sie Nektar, Honigtau oder Pollen, fliegen damit zum Volk zurück und geben die Information über die Trachtquelle in einer sehr komplexen Tanzsprache an die anderen Sammlerinnen weiter (5).
Für zertifizierten Schweizer Bio-Honig muss die Bienenweide im Umkreis von 3 km um den Bienenstock aus mindestens 50% Bio- oder ÖLN-Flächen oder Wildpflanzen (Wald, Hecken) bestehen und genügend natürliche Quellen an Nektar, Honigtau und Pollen sowie Zugang zu Wasser bieten. Es dürfen sich keine zu stark verschmutzten Quellen wie z.B. Abfalldeponien in der Nähe befinden (6).
2. Die Gesundheit der Arbeiterinnen
“Insektizide, Herbizide und Fungizide werden auf Äckern ausgebracht, erreichen jedoch die Bienen durch Pollen und Nektar, über Luft, Wasser und Boden. Diese Pestizide können entweder einzeln oder in Kombination für Bienen auf kurze Sicht extrem giftig sein …” (7). Die bereits erfassten Verluste sind besorgniserregend. In den vergangenen Wintern lag die Sterberate bei Honigbienenvölkern in Europa im Durchschnitt bei etwa 20 Prozent (8).
Nur ein Bruchteil der Gifte wird in den Honig weitergegeben; der Rest scheint sich in den Bienen selber abzulagern und – nicht verwunderlich – schwächt ihr Immunsystem. Geschwächte Bienen werden anfälliger für Pilze, Parasiten, Bakterien und sie filtern auch die Gifte weniger effizient aus, d.h. Honig von schwachen Bienen enthält mehr Rückstände (9).
Zur Bekämpfung von Bienenkrankheiten, Varroamilben, Wachsmotten usw. dürfen für Bio-Honig nur die gemäss Biorichtlinien zugelassenen Mittel und keine syntetischen Mittel, die Rückstände in Wachs und Honig hinterlassen könnten, eingesetzt werden.
3. Die Verunreinigungen
… durch Umweltgifte
Schwermetalle, radioaktive Isotope, Pestizide, Bakterien, gentechnisch veränderte Organismen, Antibiotika … (10) gelangen über die Bienen in den Honig und den Wachs; obwohl wie oben beschrieben die Bienen als Filter dienen und sich der Grossteil der Schadstoffe in den Bienen selber ansammelt. Dazu gehören z.B. Antibiotikarückstände vom Feuerbrandbekämpfungsmittel Streptomycin. Das Antibiotikum sei in der EU seit 2004 verboten (12), in der Schweiz aber wars auch 2015 für die erste Jahreshälfte (bis 1.7.) wieder zugelassen.
… durch genetisch veränderte Pollen
Auch Pollen von genetisch veränderten Pflanzen werden als Verunreinigung wahrgenommen und sind kaum vermeidbar bei importiertem Honig aus Ländern wie Argentinien, Brasilien oder Uruguay, in denen grossflächig gv-Mais und gv-Sojabohnen angebaut werden (13).
Aber auch deutscher Honig kann bereits genetisch veränderte Pollen enthalten, ohne dass das auf der Etikette deklariert werden muss. Auch wenn der Pollenanteil im Honig minimal ist: Der Beschluss vom 12.6.15 vom deutschen Bundesrat zeigt, dass es nicht mehr möglich ist zu garantieren, dass die Bienen nur von traditionell gezüchteten Pflanzen sammeln. Die Deutschen Imkerverbände bedauern diesen konsumentenfeindlichen Entscheid, auch weil dadurch die Vorzüge von gvPollen-freiem Honig gegenüber z.B. kanadischem Rapshonig, der aus fast 100% gv-Raps besteht, für den Kunden nicht mehr erkennbar seien (14).
… durch Mikroplastik
Mikro-Plastikpartikel von Gesichtscremes, Peelings, Duschgels und Shampoos, aber auch von Plastiktaschen und -gebinden, von Kunststoffgeweben usw. sind überall und zwar weltweit. Kassensturz hat verschiedene Honigprodukte überprüfen lassen. Die Untersuchung zeigte: Alle zwanzig getesteten Honige waren durch Mikroplastikteilchen verschmutzt (15). “Den naturreinen Honig gibt es nicht mehr”, schreibt proNatura dazu und weist darauf hin, dass die Plastikpartikel Schwermetalle und schädliche Chemikalien an sich binden können (16).
Bio oder Nicht-Bio?
Wer die Wahl hat, hat die Wahl…

Nur Demeter-Imkereien müssen den Standort der Bienenvölker (PLZ, Ort) und das Datum der Honigernte ausweisen (6).
Weiterführende Links:
- Dossier Bienen auf Agrarinfo
- Anforderungen an die Bio-Imkerei (FIBL-Merkblatt, Bestellnr. 1397, Ausgabe 2014 Schweiz)
- Greenpeace Bienenreport
- Bio-Verordnung (22.9.1997) mit Art. 16h1 Bienenhaltung und Imkereierzeugnisse
- Unsichtbar – für das Auge (Pro Natura Schwyz, 2015)
- Die Honigmacher
- Bienen, Honig und Gentechnik
- Antibiotic, Pesticide, and Microbial Contaminants of Honey: Human Health Hazards, Scientific World Journal, 2012
- Study strengthens link between neonicotinoids and collapse of honey bee colonies, Harvard T.H. Chan School of Public Health, 2014
- AGNI – Arbeitsgruppe naturgemässe Imkerei
- Apisuisse – Dachverband der schweizerischen Bienenzüchtervereine
- Verein Deutschschweizerischer und Rätormonanischer Bienenfreunde VDRB
- Société Romande d’Apiculture SAR
- “Die Biene”, Magazin vom deutschen Landwirtschaftsverlag
- Zentrum der Bienenforschung bei agroscope
- Bioimkerei im Jahresverlauf (bioaktuell, 6 Kurzfilme)





2 Kritikpunkte (35 Völker)
1. Auch jeder Bio-Imker gibt seinen Namen an und auch die Art des Honigs, dass er manchmal mehrmals schleudert hat keinerlei Zusammenhang mit der Qualität! Ic hwage sogar zu behaupten, dass dasgenaue Datum der Schleuderung gar nicht fest für alle Chargen genannt werden kann, da manchmal über 2-3 Tage geschleudert wird. Dies ist dann eben “Blütenhonig”. Im Sommer gibt es gar keinen Blütenhonig mehr, sondern Waldhonig oder SOmmerhonig oder Blatthonig, je nahvc Trachtschwerpunkt.
2. Die Schweiz importiert mit den Mandeln 9000 cbm verstecktes Wasser? Dies ist der Tagesverbrauch unseres kleinen Dorfes und darf doch nicht als Gegensatz zum Wasserschloss Schweiz gebraucht werden? Blödsinn.
trotzdem Grüsse
Gerd Schur
Sehr geehrter Herr Schur,
Vielen Dank für Ihren Kommentar. I.S. Angaben: Je nachdem, wo der Honig verkauft wird, stehen mehr oder weniger Angaben auf der Etikette. Wir zweifeln nicht daran, dass Imker generell ihren Namen angeben, sondern schrieben, dass es für Demeterimker Vorschrift ist, das Datum der Ernte (nicht des Schleuderns) und der Standort des Bienenvolkes anzugeben.
I.S. Sommerhonig haben Sie natürlich recht: wir hätten den 2. Abschnitt auf die ganze Tracht ausbauen sollen und dann auf den saisonbedingte Futtermangel hinweisen können.
2. Zum Wasserimport (im Artikel der Boden hat Durst) waren die Mandeln ein Beispiel, weil die sich ausbreitende Wüste in Kalifornien vor kurzem in der Presse diskutiert wurde. Man hätte leider irgendeine Monokultur nehmen können und irgendein relativ trockenes Gebiet.
Die Frage ist: wie können wir, dem Klima zu gute, unseren grauen Wasserfussabdruck verkleinern? Eine Massnahme ist (nicht nur bei uns…) eine standortangepasste Landwirtschaft und möglichst lokale Kreisläufe. Das braucht weniger “Gift” und somit weniger “Neuwasser” um die Verunreinigungen wieder zu neutralisieren.